Kochen für Menschen mit Schluckbeschwerden – mehr als nur Ernährung
Ein persönlicher Erfahrungsbericht aus der Zusammenarbeit mit der FH St. Pölten
Essen ist für mich viel mehr als nur Nahrungsaufnahme. Es ist Genuss, Lebensfreude und sozialer Zusammenhalt. Umso mehr bewegt es mich, wenn Menschen durch gesundheitliche Einschränkungen wie Schluckstörungen (Dysphagie) vom ganz normalen Genuss ausgeschlossen sind. Gerade bei Patient:innen in der Krebstherapie, in der geriatrischen Pflege oder nach neurologischen Erkrankungen ist das Essen oft mit Angst, Frustration oder sogar Schmerz verbunden.
Ich hatte gestern die große Freude, gemeinsam mit der Fachhochschule St. Pölten an genau diesem Thema zu arbeiten. Im Zentrum stand der praktische Einsatz des Pacojet 4 zur Herstellung pacossierter® Lebensmittel – also mikrofein verarbeiteter Speisen für Menschen mit Kau- und Schluckbeschwerden.
Die Zusammenarbeit mit den engagierten Dozent:innen der FH hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir in der Küche nicht nur effizient und wirtschaftlich denken, sondern auch empathisch und innovativ. Leider fehlt Köch:innen im stressigen Alltag oft die Zeit, sich intensiv mit neuen Lösungen auseinanderzusetzen. Umso wertvoller finde ich es, dass im Studiengang Diätologie an der FH St. Pölten praxisnah weiterentwickelt und erforscht wird.
Warum technische Lösungen so wertvoll sind
In Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern ist eine ausgewogene und ausreichende Ernährung von fundamentaler Wichtigkeit und entscheidet oft über den Erfolg von Therapien. Auch Menschen mit Dysphagie wollen abwechslungsreiche, hochwertige und genussvolle Mahlzeiten. Und genau hier punktet der Pacojet mit seiner intelligenten Technik.
Beim Pacossieren® werden frische, tiefgefrorene Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Fisch oder Fleisch mikropüriert, ohne dass sie vorher erhitzt oder aufgetaut werden müssen. Der Vorteil: Vitamine, Nährstoffe und Farbe bleiben erhalten, und die Konsistenz der Speisen ist optimal. Im Gegensatz zur herkömmlich gekochten und pürierten Kost leidet hier weder der Geschmack noch die Optik. Das Ergebnis ist eine faserfreie, naturnahe Textur mit vertrautem Geschmack.
Selbst schwierige Produkte wie Paprika oder Rindfleisch lassen sich problemlos pacossieren. So entsteht eine kostengünstige, qualitativ hochwertige Eigenproduktion, die den Zukauf teurer Fertigkomponenten überflüssig macht.
Flexible Planung, weniger Stress in der Küche
Ein weiterer Vorteil des Pacojet-Systems ist seine perfekte Planbarkeit und Flexibilität: Pacossierte Gerichte lassen sich effizient vorbereiten, einfrieren und bei Bedarf frisch regenerieren.
Traditionelle, zeitintensive Arbeitsschritte wie das Blanchieren, Passieren oder Herunterkühlen im Eiswasserbad entfallen. So wird nicht nur Zeit gespart, sondern auch Personal entlastet – ein echter Gewinn für jede Großküche.
Alle IDDSI-Stufen möglich – passgenau für jede Einschränkung
Besonders hervorzuheben ist, dass sich mit dem Pacojet alle Stufen des internationalen IDDSI-Stufenplans (International Dysphagia Diet Standardisation Initiative) umsetzen lassen. Das heißt: Ob leicht angedickte Flüssigkeiten oder Breikost Hauptspeisen – jede Konsistenzanforderung lässt sich präzise einhalten und reproduzieren.
Mein Fazit: Genuss muss für alle möglich sein – auch bei Schluckbeschwerden
Die Arbeit mit dem Pacojet 4 in Kombination mit dem Fachwissen aus der Diätologie zeigt eindrucksvoll, was heute alles möglich ist. Und sie erinnert uns daran, warum wir tun, was wir tun:
Damit jeder Mensch Freude am Essen haben kann – unabhängig von seiner gesundheitlichen Situation.
Wenn wir es schaffen, Menschen mit Einschränkungen wieder Freude am Essen zu schenken, dann ist das für mich Küchenkunst im besten Sinne.
Ein großes Danke an die FH St. Pölten für die inspirierende Zusammenarbeit!
Kochen mit System – cooksmarter.at
Foto von Mockup Graphics auf Unsplash